Die Geburtseinleitung
Unterschiedliche Gründe, die für oder gegen eine Einleitung sprechen; verschiedene Methoden, um die Geburt einzuleiten und die Nebenwirkungen sind sowieso individuell bei jeder Frau. Für die meisten Mütter (und Väter) ist die Einleitung ein Buch mit sieben Siegeln, das sie mit viel Respekt und teilweise Angst behandeln. Es gibt jedoch Situationen, die eine Einleitung erforderlich machen. Alles rund um das Thema „Geburtseinleitung“ findest du in diesem Blog, liebe Mami.
Erfahrungsbericht
Mama Nina berichtet aus ihrer Erfahrung: „Meine Einleitung war zwar medizinisch noch nicht notwendig, jedoch wurde mir sehr von den Ärzten dazu geraten, weil ich schon ET + 8 war. Seit zwei Tagen war ich bereits im Krankenhaus, seit dem letzten CTG, um genau zu sein. Die Werte meines Babys waren die ganze Zeit über gut, aber es hatte sich einfach seitdem nichts getan in Richtung Geburt. Mein Körper war ziemlich beansprucht durch die letzten Wochen der Geburt, weshalb ich auch im Krankenhaus blieb.
Ich wurde mit dem Medikament Cytotec eingeleitet. Der Arzneistoff Misoprostol wurde ursprünglich für die Vorbeugung und zur Therapie von Magenschleimhautentzündungen hergestellt und auch nur dafür zugelassen. Somit wird der Wirkstoff in der Geburtseinleitung als Off-Label-Use eingesetzt, d.h. außerhalb seines behördlich zugelassenen Bereichs. Ich hatte mich, bevor ich ins Krankenhaus ging, ausführlich im Internet informiert. Was auch gut so war, denn eine großartige Aufklärung erhielt ich vor Ort leider nicht.
Bei mir hat es knappe 30 Stunden gebraucht, bis das Medikament anschlug und die Wehe muttermundwirksam waren. Danach ging alles sehr schnell. Ab dem Zeitpunkt, wo die Wehen stärker wurden, bis hin zur Geburt dauerte es nicht einmal vier Stunden. Im Kreißsaal war ich nicht einmal 2 Stunden bis mein Kleiner fit und gesund auf der Welt war.
Bei den meisten Frauen wird das Medikament viel zu hoch dosiert, was zu sogenannten Wehenstürmenführt. Bei mir wurde das Medikament an die empfohlene Tagesdosis angepasst. Ob die Wehen stärker waren als natürliche Wehen, kann ich schwer sagen, weil es mein erstes Kind ist. Ich vermute es aber. Ich hatte auch keinerlei Zeit mich an die Wehen und den Schmerz zu gewöhnen.
Insgesamt war die Geburt kurz und knackig. Ich bin aber froh, dass wir uns dafür entschieden haben, da wir so noch die Möglichkeit hatten, Weihnachten als kleine Familie zuhause zu feiern und nicht jeder für sich, was zu Coronapandemiezeiten ansonsten der Fall gewesen wäre. Ehrlich gesagt, hatte ich zu Beginn ziemliche Angst und Bedenken vor der künstlichen Einleitung. Bei mir war es zum Glück rückblickend nicht so schlimm, wie die Horrorgeschichten, die man der Geburtseinleitung hinterher sagt.
Gründe für eine künstliche Geburtseinleitung
Studien zeigen, etwa 25-30% aller Geburten werden eingeleitet. Eine Geburt einleiten bedeutet ein bis zu 20% höheres Risiko für eine Komplikation, wie z.B. einen Notkaiserschnitt. Oft wird die Geburt selbst auch als schmerzhafter beschrieben, was an dem künstlichen Oxytocin liegt. Das künstlich verabreichte, wehenfördernde Hormon Oxytocin verursacht oft um einiges extremere Wehen als das natürlich vorkommende Oxytocin des eigenen Körpers. Viele Frauen, wie auch Mama Nina, erleben die Geburt dadurch als sehr schnell und können sich nicht auf die Wehen und den Schmerz einlassen.
Liebe Mami, jetzt gehen wir nochmal einen Schritt zurück. Die wenigsten Kinder kommen direkt am errechneten ET. Wusstest du, dass es nur ca. 3-4% sind? 95% kommen zwei Wochen früher oder später zur Welt und gelten immer noch als „termingerecht“. Nur 1-2% sind Frühchen, d.h. sie werden vor der vollendeten 36. SSW geboren. Trotzdem ist es völlig normal, dass sich die Aufregung und Nervosität der Eltern und des familiären Umfelds mit nahendem ET steigern. Medizinisch betrachtet, gibt es meistens jedoch keinen Grund zur Sorge. Ab dem errechneten ET musst du alle zwei Tage zum CTG (Wehenschreiber) gehen. Die Ärzte prüfen so, ob sich die Bewegungen und der Herzschlag des Kindes normal verhalten sowie die Fruchtwassermenge und Plazenta noch ausreichend funktionsfähig sind.
Die Ärzte orientieren sich bei der Geburtseinleitung an den Leitlinien der DGGG (Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe). Keine Frau ist verpflichtet, die Geburt einleiten zu lassen. Wenn die Risikofaktoren zu hoch sind, wird es den Schwangeren nur oftmals dringend empfohlen. Entscheidet sich die Schwangere gegen eine Einleitung, so muss sie im Krankenhaus i.d.R. unterschreiben, dass sie auf eigenes Risiko handelt.
Gründe für eine künstliche Einleitung können sein:
- Terminüberschreitung (davon spricht man rein rechnerisch ab SSW 42 +0)
- Wunscheinleitung (aus rein pragmatischer und medizinischer Sicht spricht nichts dagegen, solange die Einleitung zwischen SSW 39 und 40 erfolgt)
- Risikoschwangerschaften (bei denen aus medizinischen Gründen meist VOR dem geplanten ET eingeleitet werden sollte)
Kindliche Ursachen für eine Risikoschwangerschaft können sein: zu wenig Fruchtwasser, vorzeitiger Blasensprung, Wachstumsverzögerung, abnehmende Kindsbewegungen, unverhältnismäßig großes Kind oder Risiko für Kindstod noch im Mutterleib.
Mütterliche Ursachen für eine Risikoschwangerschaft können sein: deutliches Übergewicht (BMI 30 oder mehr), hohes Alter der Schwangeren (d.h. ab 40 Jahre), Raucherinnen, Leberfunktionsstörung, Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie), Schwangerschaftsdiabetes oder Diabetes Typ I und Typ II.
Hausmittel
Schauen wir uns zuerst einmal die altbewährten Hausmittelchen an, die eingesetzt werden um eine Geburt einzuleiten. Bevor der Arzt dann die Geburt einleiten muss, kannst du eine Reihe an Dingen tun, um vorzuarbeiten und dein Baby zu aktivieren. Dazu zählen:
- Bewegung: Auch wenn am Ende jeder Schritt schwer fällt, hilft es doch in manchen Fällen, die gewünschten Wehen auszulösen. Also los geht’s: eine Runde um den Block spazieren, Treppen laufen…
- Heißes Bad: Schon 20 Minuten in der heißen Wanne können die Geburt auslösen. Auch hilfreich: wenn du dir nicht sicher bist, ob du richtige Wehen oder nur ein paar Übungswehen/ Kontraktionen hast, leg dich in die Wanne und schau, ob sich die Schmerzen im warmen Wasser verstärken oder entspannen.
- Sex: Sex entspannt und ganz am Ende der Schwangerschaft kann das Sperma des Mannes sogar die Geburt einleiten. Praktisch oder? Während der Schwangerschaft hat das männliche Sperma allerdings keine Wirkung die Geburt zu früh einzuleiten.
- Brustwarzen stimulieren: egal ob beim Sex oder so, die Stimulation der Brustwarzen kann Wehen auslösen. Probiere es einfach aus.
- Scharfes Essen: du glaubst dem Mythos nicht? Dann bring beim nächsten Essen etwas Würze ins Essen, z.B. mit einer Extraportion Chili und schau, ob die Schärfe den Geburtsvorgang etwas beschleunigt.
- Leichte Kost: mach doch mal ein, zwei Obsttage oder achte einfach darauf, nicht so schwere Kost, wie Schnitzel mit Pommes, zu dir zu nehmen. Zusätzlich kannst du deine Darm-Aktivität erhöhen, indem du ihn durch bestimmte Lebensmittel (wie z.B. Leinsamen mit Joghurt) anregst. Durch die erhöhte Darm-Aktivität kann die Gebärmutter, die unmittelbar neben dem Darm liegt, ebenfalls zu mehr Aktivität angeregt werden, was dann die Geburt einleiten kann.
- Manche Hebammen bieten außerdem Fußreflexzonenmassagen, Aromaöle und Akupressur an, um die Geburt einzuleiten.
Künstliche Methoden bei der Geburtseinleitung
Wenn das alles nicht hilft oder du auch einfach nur zu ungeduldig bist, gibt es natürlich auch noch den medizinischen Weg. Ab Einleitung der Geburt bis zur tatsächlichen Geburt vergehen durchschnittlich – je nachdem, ob du eine Erstgebärende oder Mehrgebärende bist – bis zu 24 Stunden. Natürlich gibt es auch davon Abweichungen, die individuell abhängig sind. Die meistens Schwangeren wollen eine natürliche Geburt, ohne Medikamente. Im Folgenden findet ihr eine kleine Auswahl an Methoden (zwei nicht-medikamentöse und zwei medikamentöse), die die Geburt unter ärztlicher Aufsicht einleiten können:
- Eipollösung (wenn der Muttermund bereits etwas geöffnet ist, kann der Arzt oder die Hebamme mit den Fingern hindurchfassen und den inneren Muttermund leicht massieren, um die Fruchtblase vom Rand der Gebärmutter zu lösen)
- Öffnung der Fruchtblase (wenn schon leichte Wehen da sind, die Geburt aber nicht weiter geht; allerdings wird diese Methode nur sehr selten angewendet, weil sie häufig zu Komplikationen führen kann)
- Wehencocktail (Er besteht aus Sekt, Eisenkraut, Aprikosensaft und Rizinusöl. Bitte trinke ihn niemals allein zuhause, sondern NUR unter ärztlicher Aufsicht, sprich CTG-Kontrolle, und Anleitung in der Klinik! Es ist zwar ein „natürliches“ Einleitungsmittel, kein medikamentöses, aber dennoch ein Cocktail, der eben für Wehen sorgen kann.)
- Oxytocin-Infusion (im Prinzip eine künstliche Verabreichung des Hormons Oxytocin, das den Muttermund weich machen und die Wehen einleiten soll)
- Einleitung mit Cytotec (diese Medikament sorgt verhältnismäßig schnell dafür, dass die Wehen beginnen – wie bei Mama Nina beschrieben)
- Gele, Zäpfchen oder Tabletten, getränkt in Prostaglandine (manche Schwangere reagieren leider gar nicht darauf)
Schaut euch für eine detailliertere Beschreibung gerne den unten angeführten Link an.
Fazit
Liebe Mami, lässt dein Baby auf sich warten, mach dir bitte keine Sorgen! Dein Baby hat keinen Kalender bei sich, um zu überprüfen, wie viele Tage es noch in deinem gemütlichen, warmen Bauch sein darf. Außerdem steht ihr beide, du und dein Baby, unter regelmäßiger ärztlicher Überwachung und Fürsorge. Auch wenn du eine Risikoschwangerschaft haben solltest, versuche positiv zu denken. Viele Schwangere, die einer Risikoschwangerschaft zugeordnet werden, bekommen ein gesundes Kind. Die Mediziner und deine Hebamme begleiten dich und werden versuchen, die Risiken so gering wie möglich zu halten. Das heißt auch, dass die Ärzte selbstverständlich mit dir und dem Vater des Kindes sprechen, wenn sie den Schritt der Geburtseinleitung für notwendig halten. Gib dir und deinem Baby Zeit und nutze die Zeit sinnvoll, um dich über mögliche Wege der Geburt zu informieren!
Wichtig zur neuen Leitlinie zur Geburtseinleitung, was du als Schwangere wissen solltest:
Die werdene Mama entscheidet, ob sie der Einleitung zustimmt oder nicht!
Dabei helfen dir folgende Fragen:
. Wurde ich umfassend über Vor- und Nachteile der Risiken aufgeklärt?
. Bei medikamentöse Einleitung, kenne ich die angestrebte Dosierung und den Abstand zwischen den Medikamtengabe?
. Wie lautet die Begründung für die geplante Dosierung und entspricht sie der Leitlinie?
. Steht genügend Personal für die kontinuierliche Begleitung unter der Geburt bereit?
. Was passiert, wenn mit der Einleitung noch gewartet wird?
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