Placenta praevia totalis

Diagnose „Placenta praevia totalis“ – Mut, Hoffnung und Glück

Liebe werdende Mami,

nachdem ich in meiner ersten Schwangerschaft und bei der Spontangeburt meines ersten Sohnes vor 3 Jahren keine größeren Komplikationen hatte, war ich in der 22. Woche meiner 2. Schwangerschaft umso überraschter die Diagnose „Placenta praevia totalis“ zu bekommen. Außer einer verstärkten Nachblutung nach der Entbindung meines ersten Kindes gab es doch bei mir keinerlei Risikofaktoren wie Kaiserschnitt, künstliche Befruchtung, Fehlgeburten … für diese Diagnose.

Mein Gynäkologe machte mir auch keine Hoffnung auf eine Veränderung der Plazentalage, da sich die Plazenta genau mittig über dem Muttermund festgesetzt hatte. In diesem Moment wurde mir klar, dass weder die Schwangerschaft noch die Geburt vergleichbar zum ersten Mal sein wird. Jetzt kamen sehr viele beunruhigende Fragen in mir hoch: Wie wird die Schwangerschaft verlaufen? Wann treten gefährliche Blutungen auf? Wie stark darf ich mich noch belasten? Wie wird die Geburt per Kaiserschnitt sein? Kann ich nach einer Vollnarkose gleich stillen können? … Auf die meisten Fragen gab es keine allgemein gültigen Antworten, was mich doch zunehmend verunsicherte.

Was ist Placenta praevia totalis?

Bei der „Placenta praevia totalis“ (lateinisch: im Weg liegende Plazenta) liegt die Plazenta direkt vor der Muttermundöffnung, somit ist der Geburtskanal verlegt und eine Spontangeburt unmöglich. Eine Entbindung ist nur per Kaiserschnitt durchzuführen. Zum besseren Verständnis: Im Normalfall ist die Plazenta fest mit der Gebärmutterwand verwachsen und wandert im Schwangerschaftsverlauf an die Vorder- oder Rückwand der Gebärmutter, jedoch in diesem speziellen Fall befindet sie sich auf der Muttermundöffnung und ist somit kleinsten Bewegungen ausgesetzt. Aufgrund dieser ungünstigen Plazentalage kann es zu lebensbedrohlichen Blutungen, vorzeitigen Wehen, Schmerzen im Unterbauch … kommen.

Ich wurde direkt nach der Diagnosestellung ausführlich und sehr eindringlich über die Ernsthaftigkeit der Diagnose und die sehr hohe Blutungsgefahr v.a. ab der 32. Schwangerschaftswoche aufgeklärt. Bei Blutungen müsste ich sofort mit einem Notarzt in die Klinik gebracht werden, was zu einem Krankenhausaufenthalt bis hin zu einer Frühgeburt führen könnte. Diese Tatsache löste bei mir Ängste aus vor allem vor den Folgen einer Frühgeburt, aber auch was ein längerer Krankenhausaufenthalt unter Corona-Bedingungen bei meinem erstgeborenen Sohn bewirken würde. Seit dieser Untersuchung versuchte ich mich körperlich in meinem Alltag mit einem fast 3-jährigen Sohn zu schonen – was mir nicht immer gleich gut gelang. Konkreter bedeutete es für mich, meinen Sohn nicht mehr zu heben und tragen, Einkäufe nur noch in kleinen Portionen ins und aus dem Auto zu laden, Spaziergänge zu verkürzen, den Kurs „Fit in der Schwangerschaft“ ab der 31. Schwangerschaftswoche zu beenden und bei meiner Hausarbeit regelmäßig Pausen im Liegen einzulegen.

Eine Woche nach Diagnosestellung (ca. 24. Schwangerschaftswoche) hatten wir unseren Sommerurlaub in die Berge gebucht, den wir trotz Unsicherheiten und Bedenken angetreten und genossen haben. Aus geplanten größeren Wanderungen und Radtouren wurden kleinere Ausflüge auf der Ebene zu Fuß und mit dem E-Bike. Bei allen Aktivitäten achtete ich auf die Rückmeldung meines Körpers, um ihn hoffentlich nicht zu überfordern.

Glücklicherweise kam es in meiner gesamten Schwangerschaftszeit zu keiner Blutung. Bei jeder gynäkologischen Untersuchung zeigte sich das Baby quer im Bauch, was zusätzlich zur medikamentösen Therapie (hochdosiertes Magnesium und Progesteron) dazu führte, dass sich der Gebärmutterhals nicht verkürzte. Somit wuchs die Hoffnung, dass wir es bis zur geplanten Entbindung zusammen aushalten würden.

In der 31. Schwangerschaftswoche stellte ich mich dann im Ludwigsburger Klinikum vor, damit ich dort im ungünstigen Fall einer notfallmäßigen Blutung bekannt wäre. Zusätzlich wurde die kindliche Entwicklung bei einem Körpergewicht von 1,5kg beurteilt, die zu meiner Erleichterung physiologisch ausfiel. Im Falle einer Frühgeburt wäre nun die kritischste Zeit für das Kind überwunden. Außerdem vereinbarten wir noch einen Geburtstermin für den Kaiserschnitt in der 37. Schwangerschaftswoche.

Bei der 2. Vorstellung im Klinikum in der 35. Schwangerschaftswoche zeigte sich ein gutes Wachstum des Babys verbunden mit der wachsenden Hoffnung, dass wir die letzten Wochen auch noch zusammen schaffen.

Nach den Aufklärungen vor dem Kaiserschnitt unter Vollnarkose am Tag vor dem geplanten Termin wurde mir erneut der Ernst der Lage bewußt. Da es aber keinen anderen Ausweg aus dieser Situation gab, unterschrieb ich tapfer alles. Die Plazenta an dieser ungünstigen Stelle am Muttermund zu lösen ohne starke Nachblutungen auszulösen sowie die Querlage des Kindes stellten Herausforderungen für den bevorstehenden Kaiserschnitt dar. Am Morgen der Kaiserschnittentbindung drehte sich das Baby überraschend spontan in Längslage, so dass es komplikationsärmer in der OP entbunden werden konnte. Alle weiteren Komplikationen, über die ich aufgeklärt wurde, wie Nachblutungen mit notwendigen Bluttransfusionen, Blasen-Darmverletzungen, Gebärmutterentfernung, Kindsverletzungen und einige mehr traten zu unserem großen Glück nicht ein. Nach ca. einer Stunde im OP bin ich im Aufwachraum wieder zu mir gekommen und durfte auch gleich meine kleine Tochter aus den Armen meines Mannes zum Stillen entgegen nehmen. Das Stillen klappte zum Glück richtig gut. Starke Bauchschmerzen ausgelöst durch Nachwehen trübten meine Freude über unsere kleine gesunde Tochter Lena, wobei die Erleichterung über die komplikationslose Geburt riesig war.

In den ersten beiden Tagen nach meiner Entbindung war die Mobilisation aus dem Bett schmerzbedingt stark eingeschränkt. Dabei war der Blasenkatheter, der direkt vor dem Kaiserschnitt gelegt wurde, sehr hilfreich. Obwohl in den ersten Tagen jedes Aufstehen eine Überwindung darstellte, ließen die Schmerzen Tag für Tag nach, so dass ich am 5. Tag nach Entbindung wieder nach Hause konnte. Zu Hause angekommen, wartete natürlich mein erstgeborener Sohn auf uns, so dass nun ein Kennenlernen als Familie zu viert beginnen konnte. Nach ca. 2 Wochen konnte ich die Schmerzmittel deutlich reduzieren und zeitnah komplett absetzen. Ich wollte die leichten Schmerzen lieber spüren, um zu wissen, wie viel mein Körper verträgt. Mein Sohn forderte natürlich genauso Aufmerksamkeit ein wie seine kleine Schwester, die regelmäßig gestillt werden wollte. Dank Maikes Nachsorgehausbesuche und Rückbildungsgymnastik kehrte ich zu meinen gewohnten Aktivitäten und meiner „alten“ Figur langsam wieder zurück.

Rückblickend waren es in meiner 2. Schwangerschaft 15 lange Wochen großer Unsicherheit und Angst vor dem Ungewissen verbunden mit der Hoffnung, dass für mich und unsere Tochter alles gut verläuft. „ Auf den eigenen Körper hören und durchhalten“ ist für mich das Leitmotto in dieser schwierigen Zeit gewesen.

Wenn Dir auch die Diagnose „Placenta praevia totalis“ gestellt wird, wünsche ich viel Mut, Hoffnung und auch Glück für viele Wochen der Unsicherheit mit ausreichender Durchhaltekraft bis zum geplanten Geburtstermin.

Alles Gute wünscht Mama Susanne mit der kleinen Lena

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