Schlafenszeit
„Wie sind die Nächte?“ „Schläft euer Baby schon durch?“ „Möchte es noch oft trinken?“
Wer kennt diese Fragen nicht… Meistens sind es die besorgten Nachfragen der Eltern, Großeltern oder Freunde. Mit diesen Fragen einher kommen selbstverständlich auch einige gut gemeinte Ratschläge, die so vielfältig wie auch widersprüchlich sind und euch mitunter in den Wahnsinn treiben können.
Liebe Mamis und Papis, ihr habt es sicherlich schon erraten. Heute geht es um das große Thema Schlafen. Es gibt leider keine festen Regeln für das Schlafverhalten eures Nachwuchses. Auch die Kleinsten sind schon sehr individuell, gerade was das Schlafverhalten und die damit einhergehenden Bedürfnisse angeht. Neugeborene schlafen im Schnitt 17-18 Stunden täglich, wobei sie ihre Schlafeinheiten großzügig über den gesamten Tag verteilen, was für euch als Eltern natürlich ziemlich anstrengend ist. Ab dem ersten Lebensjahr brauchen die Kleinen noch circa 15 Stunden Schlaf, haben aber schon einen Rhythmus gefunden. Abweichungen von der Stundenanzahl gibt es immer, das hängt nämlich auch von den Genen ab. Sind die Eltern eher Frühaufsteher und kommen mit weniger Schlaf zurecht, so wird sich das beim Nachwuchs ebenfalls zeigen. Wenn ihr aber eher die Langschläfer seid, die viel Schlaf brauchen, so werdet ihr auch das in eurem Kind wiederfinden.
Wann entsteht ein Schlafrhythmus?
Mit circa sechs Monaten wird sich ein gewisser Rhythmus einpendeln: tagsüber ist euer Baby jetzt aktiver. Bis zu diesem Alter ist es schwierig von einem festen Rhythmus zu sprechen, da eure Kleinen relativ unregelmäßig schlafen und die Wachphasen zwar kontinuierlich länger werden, aber immer noch recht kurz sind. Mit etwa einem halben Jahr wird sich euer Baby auf drei Schlafeinheiten über den Tag verteilt eingestellt haben: am späten Vormittag, nach dem Mittagessen und ein kurzer Power Nap (Nickerchen) um den frühen Abend. Nachts schlafen einige Kinder, egal ob Still- oder Flaschenkinder, eine längere Zeit am Stück – durchschnittlich sind es sechs Stunden, manche gönnen ihren Eltern sogar noch mehr 😉
Wie kann man dem Kind zu einem Schlafrhythmus verhelfen?
Ja, euer Baby braucht eure Hilfe. Denn in Mamas Bauch war es immer warm und dunkel, kuschelig und bequem. Es gab immer genügend Nahrung. Ein Tag-Nacht-Rhythmus wurde also nicht gebraucht. Euer Baby muss sich erstmal an regelmäßige Schlaf- und Wachzeiten gewöhnen.
Wenn es auf den Abend und somit auf den langen Schlaf zugeht, wäre es hilfreich für euch als Familie, wenn ihr kein großes Programm mehr abspult. Euer Kind sollte merken, dass es jetzt ruhiger wird in seiner Umgebung, dass der Tag zu Ende geht, dass es dunkler wird und dass es Richtung Schlafenszeit geht. Am besten ihr dimmt die Lichter und versorgt euer Kind im Halbdunkeln (abends und auch nachts). Auch abendliche Zu-Bett-geh-Rituale sind toll. Dabei dürft ihr eurer Phantasie freien Lauf lassen: angefangen bei einer sanften Babymassage auf dem Wickeltisch, über eine Gute-Nacht-Geschichte auf Papas Schoß bis hin zu einer liebevollen Kuscheleinheit ist alles möglich. Diese beruhigende Regelmäßigkeit hilft eurem Baby in den Schlaf zu finden und sich vom Tag verabschieden zu können.
Am besten ist es, wenn ihr euer Baby in müdem, aber wachem Zustand in sein Bettchen legt. Dort sollte es selbst einschlafen und zur Ruhe kommen. Wenn es nachts ein paar Male aufwacht, ist das ganz normal. Es kontrolliert dadurch, ob sich nichts verändert hat, seitdem es eingeschlafen ist. Wenn alles beim Alten ist, kann es auch schnell wieder einschlafen. Schläft ein Baby z.B. auf Mamas Arm ein, wird dann in sein Bettchen gelegt und wacht auf, so ist es wahrscheinlich, dass es zu weinen anfängt, wenn es wach wird. Schließlich ist die Ausgangssituation nicht mehr die Gleiche wie gerade.
In der Nacht
Nachts ist es wichtig, dass die Eltern nicht beim kleinsten Muckser am Bettchen stehen, sondern dem Baby die Chance geben, selbst wieder in den Schlaf zu finden. Diese Selbststeuerungsprozesse sind für Kinder sehr wichtig, aber auch für die Eltern um künftig Nächte ohne große Unterbrechungen zu haben.
Ab dem Krabbelalter macht es Sinn das abendliche Nickerchen auszulassen, da sonst die Chance hoch ist, dass euer Baby nicht durchschlafen kann. Mit einem Jahr haben die meisten Kinder das Durchschlafen gelernt.
Jetzt geht es aber in die Protestphase beim Einschlafen. Viele Kleinkinder haben das Gefühl, sie verpassen etwas, wenn sie schlafen gehen. Vielleicht kennt ihr es ja auch von Zuhause…? Eure Kleinen werden sehr erfinderisch und haben die längste to-do-Liste der Welt, wenn es darum geht ins Bett zu gehen. Und müde sind sie natürlich auch nicht. Liebe Mamis und Papis, ab jetzt hilft keine Überredungskunst mehr, jetzt solltet ihr ein Machtwort sprechen und euere kleinen Lieblinge ins Bett bringen. Wenn euer Kind Angst im Dunkeln haben sollte, könnt ihr entweder ein Nachtlicht neben dem Bett aufstellen oder die Tür einen Spalt offen lassen, damit die vertrauten Geräusche aus der Wohnung zu hören sind. Auch die Angst vor Alpträumen und Monstern unterm Bett gibt es oft. Manchmal hilft es hier ein gefährliches Stofftier als Beschützer ans Kinderbett zu setzen und vielleicht das Traumfresserchen gemeinsam vor dem Einschlafen zu rufen. Dazu gibt es auch ein toll geschriebenes Kinderbuch von Michael Ende.
Vielleicht braucht ihr etwas Zeit, um den richtigen Weg für euch als Familie zu finden. Es lohnt sich aber, denn jede Schlafenszeit ist so individuell wie jeder Mensch selbst.